Darmkrebs
Aufgeschoben wird nicht mehr
Weil Darmkrebs nicht von heute auf morgen entsteht, sind die Heilungschancen früh erkannter Tumore groß. Treten erste Symptome auf, ist meist eine umfassende Behandlung notwendig.
Aus Scham ging Walter M.(*) nie zur Darmspiegelung. Als er jedoch Blut auf seinem Stuhlgang entdeckte, schickte ihn sein Hausarzt umgehend in das St. Joseph-Stift. Der Oberarzt der Medizinischen Klinik, Dr. Martin Viohl, führte die Koloskopie (Darmspiegelung) bei dem 72-Jährigen durch: »Diese ergab einen suspekten Befund im Mastdarm. Die Analyse der Gewebeprobe bestätigte den Verdacht auf einen bösartigen Tumor im Enddarm, ein Rektumkarzinom.«
Schon tags darauf hatte Patient M. einen Termin im von Professor Dr. Stephan Teyssen geleiteten Darmkrebszentrum. In der Sprechstunde ordnete der Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dr. Gerhard Haasis, weitere Untersuchungen an: Ultraschall des Bauchs, Röntgenbild der Brust, MRT (Magnetresonanztomografie), CT (Computertomografie). Außerdem wurde Walter M. kurzfristig in der Onkologischen Tagesklinik des St. Joseph-Stift angemeldet. »Ich war sehr dankbar, dass ich von Dr. Haasis einen Ordner als Leitfaden für die kommenden Untersuchungen bekam«, erzählt der Rentner. »Darin waren alle Therapieschritte detailliert beschrieben, und immer, wenn ich mich ein wenig hilflos gefühlt habe, konnte ich dort alles in Ruhe noch einmal nachlesen.«
Zum Beratungsgespräch mit dem Leiter der Onkologischen Tagesklinik, Dr. Jörg-Dietrich Neumann, lagen alle Befunde vor. »In der interdisziplinären Tumorkonferenz wurde der Fall von Walter M. ausführlich besprochen. Mit ihm haben wir uns für eine neoadjuvante Therapie entschieden, um die Ausgangssituation für die Operation zu verbessern«, so der leitende Oberarzt Neumann. Neoadjuvante Therapien sollen mit Strahlen- und Chemotherapie den Tumor vor einer geplanten Operation so verkleinern, dass er chirurgisch besser und mit nachhaltigem Erfolg entfernt werden kann. Sechs Wochen lang erhielt Walter M. kombinierte Tumorbestrahlung und Chemotherapie. Als er sich erneut bei dem Chirurgen vorstellt, hat sich der Tumor deutlich zurückgebildet. »In einer gut dreistündigen Operation haben wir den Tumor dann vollständig entfernt«, erläutert Haasis. »Wir haben eine totale mesorektale Exzision (TME) durchgeführt. Dabei wird das gesamte den Darm begleitende Fett- und Lymphgewebe entfernt, um das Wiederauftreten des Tumors zu verhindern. Außerdem schont die OP-Technik das Nervengeflecht im Becken und reduziert damit Störungen der Blasen- und Sexualfunktion.«
Regelmäßige Nachsorge
Nach kurzer Zeit auf der Intensivstation verbringt Walter M. noch zehn Tage im St. Joseph-Stift. Während er wieder auf die Beine kommt, unterstützen ihn Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen des Zentrums – von Psychologen über Ernährungsberater bis hin zu Sozialdienst und Schmerztherapeuten. Mittlerweile liegt das alles drei Monate zurück. Vier Monate lang erhält er noch Chemotherapie, um die Heilungschance weiter zu erhöhen. Ein erster Ultraschall ergab keinen Hinweis auf einen neuerlichen Tumor. Walter M.: »Ich bin so erleichtert. Ich halte mich jetzt an jede Untersuchung in meinem Nachsorgepass. Die Darmspiegelung in neun Monaten werde ich diesmal nicht aufschieben. Eine solche Sorglosigkeit passiert mir nicht noch einmal.«
(*) Name auf Wunsch des Patienten geändert.
Kontakt
PD Dr. med. Christian Pox
Leitung des Darmkrebszentrums
0421-347-1102
darmkrebszentrum@sjs-bremen.de
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
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